Zum Inhalt [I]
Zur Navigation [N]
Kontakt [C] Aktuelles [2] Suchfunktion [4]

Impuls zum 22. Mai 2022

Zum 6. Sonntag in der Osterzeit

Die beiden ersten Wochen des Mai waren an Schönheit kaum zu überbieten. Gefühlt standen alle Bäume gleichzeitig in Blüte, umgeben von blühenden Wiesen im frischen Maigrün.

Gleichzeitig stand die Schönheit des Mai in krassen Widerspruch zu Bildern von Krieg und Zerstörung in der Ukraine, die jeden Abend über den Bildschirm flimmern. 

Dabei sind mir die Zeilen von Schalom Ben-Chorin eingefallen: 

Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg. 

„Das Zeichen“ zum Nachhören in einer Vertonung in Corona-Zeiten: https://www.youtube.com/watch?v=VaGoRW3txwc

Reformiert Schüttorf  

Ben-Chorin hatte Deutschland 1935 verlassen. Er schrieb das Gedicht 1942 als sich die Nachrichten über den Krieg und die Ermordung von Jüdinnen und Juden in Deutschland und Osteuropa häuften. Er nannte es „Das Zeichen“. Es wird berichtet, dass, wenn er entmutigt und verzweifelt war, ihn das Bild des blühenden Mandelbaums hinter seinem Haus in Jerusalem getröstet habe. Er hat die Hoffnung auf Frieden nie aufgegeben. 

Der Überfall auf die Ukraine hat die Friedensbewegung insgesamt und pax christi vor schwerwiegende Fragen gestellt und Grundüberzeugungen erschüttert. Haben wir falsch gedacht? Ist Gewaltfreiheit einfach naiv? Was erzählen wir Menschen, deren Leben täglich von Gewalt bedroht ist? Was ist mit dem Recht auf Selbstverteidigung und ist Gewalt gegen Tyrannen doch ethisch gerechtfertigt? 

Die öffentliche Diskussion ist geprägt von der Forderung nach Waffenlieferungen und schwerem Gerät in die Ukraine. Ein Gebot der Stunde? Die Angst vor einer Ausweitung des Kriegs wächst und treibt damit die Spirale der Gewalt langsam in die Höhe.

Andere Stimmen haben es schwer und sie werden nicht selten öffentlich diffamiert und beleidigt.

Ich selber habe auch Angst. Meine Jugendjahre waren geprägt von der Angst vor dem Atomkrieg und gespeist von den Kriegserinnerungen im Familienkreis. Irgendwann mit dem Ende des Kalten Kriegs schien die Gefahr gebannt. Und jetzt das! Die Angst nährt Zweifel. Was kann helfen, was ist richtig, gibt es ein „Richtig“ überhaupt? Reicht der blühende Mandelzweig als „Fingerzeit für des Lebens Sieg“? 

Im Sonntagsevangelium zum 22. Mai spricht eine Stimme laut: 

Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.  Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.

Joh. Kapitel  14, Verse 23-29

Lied

Unfriede herrscht auf der Erde/Friede soll mit euch sein;

Musik/Text Orchester Köthen Bild: W. Busch

https://www.youtube.com/watch?v=CWNmtLrcABM

Die Worte aus dem Johannes-Evangelium machen mir wieder Mut, auf Liebe zu vertrauen und auf den Beistand des Heiligen Geistes, dass er uns lehrt und Wege zum Frieden finden lässt.

Verleih uns Frieden gnädiglich,

Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.

Martin Luther (1529)

https://www.youtube.com/watch?v=pEa3YZefdDE